Lob für die Regierung, Erinnerungslücken im Detail. Im Masken-Untersuchungsausschuss bescheinigt sich der Zeuge Markus Söder eine meisterhafte Pandemie-Politik. Verantwortung für die Masken-Querelen weist er von sich.
München – Es könnte Lässigkeit sein oder – aber nur vielleicht – ein bisschen Nervosität. Leicht gebeugt sitzt Markus Söder auf einem der dunklen Freischwinger im Saal, die Ellbogen auf die Beine gestützt, ab und zu wippt er. Eigentlich ist Bayerns Ministerpräsident ja ein raumgreifender Typ, aber wenn man nicht wüsste, wo er sitzt, müsste man ihn am Freitagmorgen fast suchen, hier im Konferenzsaal des Landtags. Söder ist im Masken-Untersuchungsausschuss geladen, als letzter von 150 Zeugen. Nach einem Jahr, 45 Sitzungen und 240 Stunden ist das der Höhepunkt der Masken-Aufklärung, die SPD spricht vom „Showdown“. Söder interpretiert den Termin anders. „Danke für die Gelegenheit zum Austausch heute“, sagt er zu Beginn.
Austausch, das klingt gemütlich. Es wird dann doch etwas mehr als das. Zwei Vorwürfe stehen im Raum. Der Ministerpräsident soll sich persönlich für den teuren Kauf von Masken aus China eingesetzt haben, die sich später teils als unbrauchbar erwiesen. Dann ist da noch die Sache mit der Firma seiner Frau, die 2020 angeboten hatte, Masken zu besorgen. Ein Geschäft kam nicht zustande, die Opposition ist trotzdem neugierig. Söder ist gut vorbereitet. In seinem Statement erinnert er an die prekäre Lage zu Pandemiebeginn, an explodierende Corona-Zahlen, leere Materiallager, den Druck von allen Seiten. Es habe „absoluter Notstand“ geherrscht. Er lobt Staatsregierung und Parteifreunde. Man habe alles getan, um Masken zu besorgen, aber „immer nach Recht und Gesetz“. Er gesteht kleine Fehler im Corona-Management, persönliche Verantwortung für die Masken-Missstände weist er aber zurück. Für den Ankauf seien das Gesundheitsministerium, damals unter Melanie Huml, und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit verantwortlich gewesen. Er selbst habe indes die „große Linie“ der Pandemiebekämpfung vorgegeben. Als Ministerpräsident müsse man sich nicht um jedes Detail kümmern, sagt er. „Man zählt auch nicht jede Maske.“ Deshalb habe es auch „keinen Einfluss, keine Weisungen“ an irgendwen gegeben.
Wirklich? Eine SMS, die er in den Pandemie-Wirren im März 2020 verschickt haben soll, scheint das Gegenteil zu beweisen. Es ging um die Frage, ob ein Maskengeschäft zustande kommt, das der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vermittelt hatte. Das Ministerium wollte ablehnen, Söder soll aber per SMS gefordert haben: „Müsst ihr nehmen, Scheuer muss das garantieren!“ Im Ministerium empfand man das wohl als Anweisung. Söder ist ein Vieltexter, er regiert quasi per Kurznachricht. „Ich schreibe viele SMS“, sagt er. „Aber an diese kann ich mich nicht erinnern.“ SPD-Fraktionschef Florian von Brunn nennt das später „wenig glaubhaft“. Auch daran, wie das Geschäft zustande kam, erinnert Söder sich angeblich nicht. Trotzdem stand er bei Ankunft der rund acht Millionen Masken am Flughafen. Es sei ein „Tag der Hoffnung“ gewesen, sagt Söder. Später stellte sich raus, dass ein Teil der China-Ware nichts taugte.Überhaupt, die Erinnerung. Am Freitag fehlt sie ihm immer wieder, vieles will er nicht gewusst haben. Von den Provisions-Deals seiner Ex-Parteifreunde Alfred Sauter und Georg Nüßlein habe er erst aus der Zeitung erfahren. Andrea Tandler, Tochter der Ex-CSU-Größe Georg Tandler, die auch viel Geld einstrich, kenne er nicht mal.
Es ist mitunter ermüdend. Die Opposition fragt reihum, Söder gibt immer wieder die gleichen Antworten – auch bei der Sache mit der Firma seiner Frau. Sie habe ihn bei einem „morgendlichen Gespräch“ über ein „mögliches Hilfsangebot“ informiert. Er habe dann sein Büro gebeten, die Nummer seiner Frau an die zuständige Stelle im Gesundheitsministerium weiterzugeben. „Weiter habe ich damit nix mehr zu tun gehabt.“ Sein Amt und ihre Firma, das bleibe streng getrennt.Nur ein, zwei Mal wird es hitzig. Als Florian von Brunn noch mal nach Karin Baumüller-Söder fragt, wirft der CSU-Mann ihm „Fragen im Stil der AfD“ vor. Der SPD-Fraktionschef, Provokateur aus Leidenschaft, hakt auch bei der Causa Sauter nach, spricht von der Korruptionsanfälligkeit der CSU. Söder wirkt da kurz ungehalten und kontert mit der Korruptionsaffäre um die ehemalige EU-Parlamentsvize Eva Kaili, eine Sozialdemokratin. Ganz unterhaltsam ist das, aber an der Sache vorbei.
Nach drei Stunden ist der Zeuge Söder entlassen. Eine Erleichterung für ihn, eine Ernüchterung für die Opposition. Für den Showdown, das große Vorführen, hat es nicht gereicht. „Mich stört, dass Herr Söder nicht bereit war, persönlich Verantwortung zu übernehmen“, sagt von Brunn nach der Sitzung.
“Und wir haben den Entschluss gefasst, nach dieser ganzen Maskenaffäre – insbesondere mit der Tochter von Tandler – mal eben mit Ihrem Geschäftspartner – über 45 Mio. Euro an der Not der Menschen verdient, meine CSU Mitgliedschaft beim Gau Garmisch Partenkirchen aufzukündigen,” sagt Unternehmer und Investor Hubertus Johannes Theissen!
Allen, die mich kennen, wünschen wir einen stressfreien 4. Advent, jetzt nur noch sechs Tage bis zum “Heiligen Abend”.