Signa verkohlt Grillmeister

Gestern hat das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg offiziell bestätigt, was eigentlich schon seit Freitag bekannt war (wir berichteten): dass das Unternehmen Signa Real Estate Management Germany Insolvenz angemeldet hat. Die Firma gehört zu dem unüberblickbaren Geflecht, das der österreichische Bau-Multi René Benko geknüpft hatte – und in dessen Verwirrungen nun auch der Münchner Immobilienmarkt nach Luft schnappt. Schließlich hat Signa hier viel Besitz, und die Angst vor dem Ende geht um.

Manche Menschen spüren das Signa-Beben schon jetzt ganz unmittelbar. Menschen wie Jens Noreich aus Dießen am Ammersee. Der Metzger betreibt eine kleine Grill- und Cateringfirma und sagt: „Signa schuldet mir seit einem –Monat 12 640,18 Euro.“ Undwie viel er davon tatsächlich bekommt, ist nicht absehbar.

Am 16. Oktober bekam Noreich von der Signa Real Estate Germany den Auftrag für das Catering einer Bauarbeiter-Betriebsfeier im sechsten Stock der Alten Akademie in der Fußgängerzone, berichtet er. Datum der Party: 26. Oktober. „Ein paar Tage zuvor erfuhr ich, dass die Personenzahl von 80 auf 130 Gäste aufgestockt werde“, erinnert er sich. Noreich stockt auf, am 26. Oktober ist er mit fünf Helfern vor Ort. „Mit einem 3,5-Tonner und einem VW-Bus haben wir die Ausrüstung transportiert von Bierbänken über Heizpilze bis zu den drei Grills, dem Essen und den Getränken.“ Am Ende der Feier waren unter anderem 30 Kilo Fleisch und 180 Flaschen Helles vernichtet. Noreich: „Klar, das waren Bauarbeiter, die haben schon hingelangt.“

Per Kran waren die Bierbänke zuvor hochgehoben worden, die Location war weitgehend überdacht – was gut war. „Das Wetter war kühl und regnerisch“, erinnert sich der Kleinunternehmer. Nach der Betriebsfeier bauten Noreich und sein Team wieder ab. Er hat seine Pflicht erfüllt, „die Party lief gut“.

Dann, so berichtet Noreich, wurde es weniger lustig. Immer wieder sei er mit der Bezahlung vertröstet worden. „Ein Junior-Marketing-Manager druckste herum. In der vergangenen Woche verschärfte ich dann meine Mahnung, dann rief mich der Chef aus dem Projektmanagement an und teilte mit, dass die Signa gar keine Zahlungen mehr leisten würde.“ Noreich hat einen Anwalt eingeschaltet.

Der Dießener Grillmeister fühlt sich verkohlt. Er sagt: „Von einem Signa-Dienstleister erfuhr ich am vergangenen Donnerstag, dass das Unternehmen schon seit zwei Monaten keine Rechnungen mehr zahlen würde.“ Was bedeutet die ausstehende Summe von fast 13 000 Euro für ihn? „Das war die Hälfte des Umsatzes für den ganzen Monat Oktober“, sagt Noreich. Und: „Das ist für einen Kleinunternehmer wie mich extrem bitter.“ Er hat keine Ahnung, ob seine eingereichte Anzeige wegen Betrugs ihm zumindest einen Teil der Unkosten einbringen könnte. „Da ist jetzt mein Rechtsanwalt dran. Aber es muss ja weitergehen, ich habe schließlich eine Frau und zwei acht- und elfjährige Kinder.“

Umso mehr ärgern Noreich die Fotos, die wohl an diesem Wochenende entstanden sind: René Benko auf Luxus-Shopping-Tour in Barcelona. „Da sieht man die Bilder von seinem Privatjet in Barcelona. Das ist einfach nur noch dreist!“ 

Quellenangabe: Garmisch-Partenkirchner Tagblatt vom 28.11.2023, Seite 14